Mit der Zeit in die Zeit
oder
alles zu seiner Zeit
„Kann man sich (...) mit dem Mysterium aussöhnen, daß
die Seele das innerlich angeschaute Leben des Körpers und
der Körper das äußerlich geoffenbarte Leben der Seele ist,
daß die beiden nicht zwei, sondern eins sind,
so versteht man auch, wie das Streben nach
Überwindung der heutigen Bewusstseinsstufe durch
das Unbewusste zum Körper führt(..).“
(C.G. Jung, GW 10,195)
Text-Fortsetzung:
Inzwischen endeckt auch die Neurowissenschaft, dass sich unser Denken und
unsere bewusten Entscheidungen auf das unbewusst arbeitende
vegetative Nervensystem gründen.
Cornelis Veenings tiefenpsychologisch orientierte Atemlehre basiert auf eben diesem
natürlichen Erfahrungswissen unseres Körpers, das uns zu lebenslangen Wandel befähigt.
In die Anschaung von C.G. Jung gebracht:
Die Ich-Selbstachse kann wieder entdeckt werden
Aus metaphysischer Sicht Spinozas betrachtet:
Die Einheit von Natur und Geist wird wieder bewusst erfahren.
Wie sieht <ein Atemsitzen> praktisch aus?
Um sich auf den Inneren Atmen zu beziehen braucht es keine Vorübung:
Wir setzen uns auf einen Hocker, schließen die Augen –
und richten unsere fünf Sinne nach innen.
Die vom vegetativen Nervensystem ausgehende natürliche
Umpolung der Sinne ist uns aus der Einschlafphase bestens vertraut:
Das Alltags-Bewusstsein senkt sich ab, indem die Wahrnehmung weg
von der fokussierten – hin zum flächigen, ganzheitlichen Erkennen wechselt.
Nicht zuletzt öffnet dies den Zugang zum Traumgeschehen.
Man gibt sich also bewusst dem natürlichen Vorgang hin,
den wir aus der Einschlafphase kennen. Im Unterschied zum Einschlafen
bleiben wir jedoch mit unserem absichtslos nach innen gewandten Bewusstsein
dabei und nehmen so am inneren Geschehen Teil.
Alles Weitere ergibt sich daraus von selbst.
Zur Unterstützung und Bündelung der inneren Aufmerksamkeit, werde ich
den Weg durch “die Körperlandschaft” anleitend begleiten.
Und zwar aus dem momentanen Sein und Erleben heraus.
Durch diesem ganz im Augenblick, vollkommen im Jetztgeschehen zu sein,
entwickelt sich bei jeder Teilnehmerin, jedem Teilnehmer, das ureigene Selbsterleben.
Bleibt man mit seiner Aufmerksamkeit an der Schnittstelle von Unbewusst und Bewusst,
oder taucht mit seiner, nach innen gerichteten Wahrnehmung in unbewusste Räume ein,
wird man aufnahmebereit für das, was sich im Unbewussten zeigt.
Und egal was sich zeigt, man bleibt weiter absichtslos dabei und folgt so
dem fließenden Atemgeschehen im Körper.
Was immer auch auftaucht, zum Beispiel Erfahrungen, Bilder, Empfindungen,
Nebel, Farben, Stimmen, Nichts, Tiere, Pflanzen, Menschen u.s.w.,
und egal mit welcher Emotion es geschieht, freudig, gleichgültig, zornig
oder auch wenn etwas Angst macht, wenn man einfach weiter absichtslos mit seinen
nach innen gerichteten Sinnen am Geschehen bleibt, löst sich das
gerade eben Erfahrene schon für das nächste Erfahrbare ab.
Dieser innere Prozess, mit dem empfänglichen Ich-Bewusstsein erfahren,
vollzieht sich ohne Wertung und Beurteilung.
Denn durch den stetigen Zellatem ist alles im Fluss, bleibt alles Geschehen im Wandel.
Wir kennen diesen fließenenden Wandel im Sein und Verhalten von kleineren Kindern,
solange sie noch ganzheitlich im Leben stehen.
So ordnet sich das Aufgetauchte zumeist von alleine in das Atemfeld ein,
entweder in das eigene,
oder in das, durch jede einzelne Anwesenheit entstandene - Gruppenfeld.
Nach dem “Atemsitzen” reden wir nicht über, sondern jede und jeder aus ihrer
oder seiner gerade gemachten Erfahrung heraus.
Das hilft die gewonnene Erfahrung Wert zu schätzen und im Außen zu integrieren.
Es gibt allerdings nie ein <Muss>, nicht vor, nicht während und auch nicht nach der Atemsitzung.
So tauscht man seine gemachte Erfahrung nur aus, wenn man möchte, beziehungsweise
wenn es für den Prozess stimmig ist. Manchmal ist ein Erleben noch nicht in Worte zu fassen.
Es muss nichts beabsichtigt entstehen, alles ergibt sich einfach durch das Geschehen von selbst.
Das ist eine verblüffende Erfahrungs- und Erkenntnismöglichkeit.